Der Gesundheitsschutz muss über allem stehen!

Gestern gab es einen Gedankenaustausch zwischen Michael und Frank Thomé, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland zu den Herausforderungen der Corona-Krise.

Vergangene Woche kritisierte die IHK Saarland die Bund-Länder-Beschlüsse zur Verlängerung des Lockdowns scharf. Herr Thomé wird mit den Worten zitiert: „Wer Geduld fordert, muss auch echte Perspektiven aufzeigen! - schrittweise Öffnung auch bei Inzidenzwerten über 50 möglich“ Michael bezeichnete diese Forderung auf Social Media als einen Fehler. Verfrühte Lockerungen der Maßnahmen müssten wieder zurückgenommen werden, und die Durststrecke würde verlängert. Daraufhin sprach Herr Thomé die Einladung zur Diskussion aus.

Im Gespräch ging es zunächst um die besondere Herausforderung des Saarlandes durch die angespannte Infektionslage im benachbarten Département Moselle (der SR berichtete). Um eine Grenzschließung zu vermeiden, wird es eine umfassende Testung von tausenden Grenzpendlern geben. Bei der Koordination spielt die IHK eine wesentliche Rolle. Bei einer Öffnungsstrategie sei es wichtig, auch auf die anderen Nachbarn zu schauen, so Thomé. In Luxemburg hat der Einzelhandel schon geöffnet, Rheinland-Pfalz bereitet die Öffnung vor. Angesichts des drohenden Einkaufstourismus sei es nicht sinnvoll, im Saarland eine andere Strategie zu wählen.

Allerdings sollten die Lockerungen intelligent passieren, sodass sie mit möglichst wenig zusätzlichen Kontakten einhergehen. Die IHKen schlügen schon lange Click & Collect-Lösungen vor, bei denen Waren von zu Hause bestellt und nach Terminvereinbarung im Geschäft abgeholt werden können. Doch da passiere zu wenig. Michael gab zu bedenken, dass es solche Lösungen sehr wohl gibt, z.B. die App Fast-Dine eines saarländischen Start-Ups in der Gastronomiebranche. Allerdings bräuchte es eine wesentlich bessere Vernetzung der Akteure.

Der Gesundheitsschutz, da waren sich die Gesprächspartner einig, muss über allem stehen – auch in all seiner Differenziertheit z.B. bei den Themen Bildung und Kultur. Wünschenswert für Herrn Thomé wäre ein klarer Öffnungspfad für seine Mitgliedsunternehmen anhand nachvollziehbarer Inzedenz-Korridore. Michael hält es für wichtig, dass die Lockerungen vorsichtig passieren und nicht von Bullshit-Bingo („effizientere Teststrategie“, „besseres Tracing“, etc.), sondern von konkreten Maßnahmen begleitet werden, um sie „R-Wert-neutral“ zu gestalten.

Das Ziel der beiden ist dasselbe, sie wollen die Pandemie möglichst bald hinter sich lassen. Im Kern sind sie sich einig, die Meinungsverschiedenheiten entpuppten sich lediglich als Unterschiede in den Headlines. Und noch eins ist klar: Dieser wird nicht der letzte Gedankenaustausch gewesen sein!